Renata Šikoronja
Vorwort zum Kalender der FERRO MONTAGE TECHNIK 2002
Zu den Arbeiten von Claus Prokop
Die Arbeiten Claus Prokops beruhen auf einer steten formalen wie technischen Erweiterung seiner bildkünstlerischen Sprache, die ausgehend von der Malerei nach neuen ergänzenden Kontrapunkten sucht.
Im Sich-Treiben-Lassen durch die Ordnungssysteme der Natur findet Prokop zum Ausgangspunkt seiner Malerei: punktierte Flächen, die er mittels Übermalungen und Überlagerungen von Schichten zu einem Makrokosmos verschmelzt. Punkt neben Punkt gesetzt ergeben diese (fast an organische Formen erinnernden) Partikel eigenwillige Bildformationen, die den Betrachter zwischen ihrer mikrokosmischen Einzigartigkeit und ihrem Gesamteindruck changieren lassen. Assoziationen mit der Landschaftsmalerei sind durchaus bewusst gesetzt, wobei es Prokop “nicht um konkrete Abbildungen geht, sondern darum, Erinnerungen an gewisse Situationen in der Natur und damit verbundene Gefühle bildnerisch auszudrücken.”* Die Landschaften entspringen keiner intendierten Wiedergabe von Natur und begründen sich nicht zuletzt auf der Assoziationsgabe des Betrachters, der diese Ordnungsgefüge aufgreift, um sie in seine eigene, subjektive Ordnung zu bringen.
Die Arbeiten auf Transparentpapier sind demselben Prinzip unterworfen, nur ist der Entstehungsprozess ein anderer. Prokop verwendet dafür die gemalten Bilder als Vorlage, legt diese in den Schwarz-Weiss-Kopierer und lässt so Bilder auf Transparentpapier entstehen, deren Farb-Information sich auf Grauwerte beschränkt. Die einzelnen transparenten Blätter fügt er daraufhin zusammen, collagiert und übermalt sie. Auch hier ergänzt und verstärkt sich das Wechselspiel zwischen Mikro- und Makrokosmos, zwischen Natur und menschlichem Willen.
Im Kontrast dazu stehen die Arbeiten auf Sperrholz – einem Industriematerial –, das Prokop mit industriellem Werkzeug behandelt und durch verschiedene Werkstoffe wie z.B. Polyester erweitert. Das Trägermaterial beeinflusst die Formensprache, dennoch bleibt die Auseinandersetzung mit der Assoziation als Thema erhalten.
Die Entstehung und Wirkung aller Werke unterliegt keinerlei Kalkül, sondern versucht Ansätze dazu auf ein minimales Maß zu reduzieren. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass sie ohne Skizzen oder Vorstudien als Produkt eines künstlerischen Prozesses entstehen: Jedes Werk schafft die Grundlage für neue Bildwelten, indem es sich im nächsten fortführt.
* Aus einem Interview von Claus Prokop mit Gunther Damisch. Kat. zur Ausstellung “Blöde Frage: Sind Sie Landschaftsmaler?”, 1997, Galerie Ariadne, Wien.